
Arbeitskreis Asyl Ditzingen e.V.

Um die Flüchtlingsarbeit war es in der öffentlichen Wahrnehmung in der Corona-Zeit ruhiger geworden. Aber wir waren dennoch – mit Abstand - aktiv. Die Themen und Aufgaben haben sich seit der Gründung des AK Asyl Ditzingen 2015 gewandelt. Viele Geflüchtete haben die ersten Hürden der Integration erfolgreich gemeistert und wünschen nun vor allem Hilfe zur Selbsthilfe.
Nun treffen uns wieder schlimme Bilder tief ins Herz. Und machtlos müssen wir mitansehen, wie Menschen durch Gewalt leiden und sterben. Das Zuhause ist in Sekunden in Schutt und Asche gelegt. Um vor allem das Leben der Kinder zu retten, flüchten Mütter aus der Ukraine und müssen dabei Männer und Väter zurücklassen. Unvorstellbares Leid und Traumatisierungen!
Dies führt zu verstärkter Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung und drängt uns, aktiv zu helfen. Aber wie kann diese Hilfe zielgerichtet und effizient gestaltet werden?
Gemäß der aktuellen Informationen der Ökumenischen Fachstelle Asyl unseres Landkreises sind sich alle Träger und Hilfseinrichtungen einig:
„Es gibt im Moment keinen Bedarf an Sachspenden. Es werden auch keine Transporte organisiert. Vom DRK Landesverband kam die Info, dass die Transportrouten überlastet sind und dass die angrenzenden Länder im Moment ausreichend Güter haben, um den Menschen vor Ort zu helfen. Auch die Diakonieläden sind gut ausgestattet für Personen in Notsituationen.“
(Zitat aus dem Informationsschreiben der Ökumenischen Fachstelle Asyl Ludwigsburg vom 02.03.2022)
In Ditzingen ist für Kleiderspenden die Kleiderkammer zuständig und die richtige Abgabestation. Dort gibt es Ehrenamtliche, die Kleiderspenden sortieren, präsentieren und ankommenden Geflüchteten eine Auswahl bieten können. Für diese sind die ersten „Einkäufe“ auch kostenlos.
Bei Möbel- und anderen Sachspenden ist entscheidend, welchen Wohnraum die Menschen bekommen. Denn in 10qm Wohnraum pro Person passt halt nicht alles. Zudem haben wir keine Lagerkapazitäten. Hilfreich ist es beim Wunsch, Möbel zu spenden, uns Bilder davon mit den jeweiligen Maßen zu schicken. Diese gehen dann in den Verteiler an Geflüchtete und können entsprechend des Bedarfs und der räumlichen Gegebenheiten zum Einsatz kommen.
Aber die Geflüchteten werden wesentlich mehr als Kleidung und ein sicheres Dach über dem Kopf benötigen. Sie brauchen vor allem offene Ohren und Unterstützung bei den ersten Schritten in der neuen Umgebung (Einkaufen, Verständigung, medizinische Versorgung, Kindergarten, Schulen, … und das alles unter dem Eindruck von traumatischen Erfahrungen mit Krieg und Flucht).
Wollen Sie sich entsprechend Ihrer Fähigkeiten und Wünsche engagieren und Geflüchtete auf diesen ersten Wegen in unserer Stadt unterstützen?
Dann melden Sie sich bei uns digital oder persönlich. Unser Team von Ehrenamtlichen freut sich auf Ihre Unterstützung.
(Und selbstverständlich sind wir geboostert und haben auch die Gesundheit aller Ehrenamtlichen immer im Blick!)
„Gemeinsam aktiv“: So lautete das Motto, das syrische Flüchtlinge des deutsch-arabischen Stammtisches mit dem Ditzinger Arbeitskreis Asyl für ihren Stand auf dem Ditzinger Weihnachtsmarkt am 8. und 9. Dezember gewählt haben. Das Motto stand nicht nur in Deutsch über dem Stand, sondern auch auf Arabisch. Die kurze Botschaft an alle Besucher sollte ausdrücken, dass die Flüchtlinge längst mehr sind als integriert: Sie bringen sich ein, sie geben etwas zurück. Für den Ditzinger Weihnachtsmarkt waren sie gemeinsam aktiv, um sich der Öffentlichkeit zu präsentieren und ihr einen Teil ihrer Kultur zu zeigen. Mit traditionellen syrischen Spezialitäten verwöhnten sie zwei Tage lang die Besucher. Dabei bereiteten vier Familien jeweils ein Essen zu.
Das Fleischgericht Shawarma, die Kichererbsen-Bällchen (Falafel), das Grieß-Sahne-Dessert Halawet Aljeben und Zehorat, ein Tee, kamen bei den Besuchern so gut an, dass die Speisen am Samstagabend gegen 21 Uhr ausverkauft waren. Bewusst haben die Flüchtlinge kleine Portionen zubereitet. Auf diese Weise konnten die Besucher von allem etwas probieren, ohne sich satt zu essen. Dass Essen die Menschen zusammenbringt, wurde schnell deutlich: Zeitweise standen am Samstag gut 50 Personen am Stand vor dem Bürgersaal. Familien, Freunde und Kollegen der Flüchtlinge kamen zusammen, plauderten, feierten. Es sei ein großes Familientreffen gewesen, erzählten die Flüchtlinge erfreut.
Monatelang machten sich die Mitglieder des AK-Asyl und des deutsch-arabischen Stammtisches Gedanken über das Motto für den Stand. Als es feststand, entwickelten und gestalteten die Flüchtlinge gemeinsam ein passendes Logo. Schon im Frühjahr sei klar gewesen, dass die Flüchtling
e sich mit einem Stand am Ditzinger Weihnachtsmarkt beteiligen wollen, berichtete Rafaat Hakki. Er gründete den Stammtisch für arabische Flüchtlinge, bei dem regelmäßig Geflüchtete und Ditzinger Bürger im Treffpunkt Adler am Laien zusammenkommen.
Gemeinsam aktiv wollten die Flüchtlinge mit ihrem Stand auch für kranke Kinder sein. Deshalb gehen die Erlöse aus den Essensverkäufen an krebskranke Mädchen und Jungen im Stuttgarter Olgäle. Für Yaman Albakri ist das ein „wichtiger Aspekt des gemeinsamen Projekts“, wie er sagte. Die Flüchtlinge seien sehr dankbar für alles, was sie hier erfahren und bekommen haben. Die Spende für das Olgäle betrachteten sie als ein Dankeschön. Die Flüchtlinge waren froh darüber, dass sie helfen können. Im persönlichen Gespräch mit den Besuchern äußerte Yaman Albakri dann noch eine weitere ihm wichtige Botschaft: Er und die anderen Syrer seien nach Deutschland gekommen, um hier in Frieden zu leben und ein neues Leben aufzubauen. Noch während des Weihnachtsmarkts war den Flüchtlingen klar: „Nächstes Jahr haben wir wieder einen Stand.“
Der Staat kann Geflüchteten Sicherheit und ein Dach über dem Kopf geben. Die Integration kann aber nur gelingen, wenn sich die Bürgerinnen und Bürger engagieren und

Geflüchtete in das Leben vor Ort einbinden. Mit diesen Worten lobte OB Makurath die Ditzinger Asyl- und Integrationskreise in seiner Laudatio.
Diese Einbindung wird von den Ehrenamtlichen seit Jahren in unermüdlichem Einsatz geleistet. Dieses für die Gesellschaft wichtige Engagement wurde nun von der SPD Ditzingen mit dem diesjährigen Kulturpreis ausgezeichnet. Der mit 500€ dotierte Preis geht damit an die vier Asyl- und Integrationskreise in Ditzingen und den Teilorten.
Das Programm der Festveranstaltung wurde dabei von Geflüchteten mitgestaltet. Zwei von ihnen berichteten in ihrer Laudatio von ihren
Erfahrungen und welche Hilfe sie durch die Asyl- und Integrationskreise erhalten haben. Ein dritter begleitete die Veranstaltung musikalisch am Flügel. Die syrische Familie, die den neuen NB-Markt in der Bauernstraße betreibt, verwöhnte die Gäste mit Köstlichkeiten aus ihrer Heimat.
Wir danken allen Beteiligten, insbesondere den Ehrenamtlichen von den Asyl- und Integrationskreisen, von Herzen und hoffen, dass sie ihre Arbeit auch in Zukunft mit dem gleichen Engagement fortsetzen.
- Alexander Ropertz, Pressereferent der SPD Ditzingen
Am 19.10. war zum zweiten Mal das DialogTheater e.V. Stuttgart im Gemeindesaal in Ditzingen zu Gast. Nachdem bei der ersten Aufführung im März der Schwerpunkt Flüchten & Ankommen im Mittelpunkt stand, widmeten sich Geflüchtete aus unserer Region nun der Frage: „Und dann….?“ Wieder standen Menschen aus unterschiedlichen Krisenregionen der Welt auf der Bühne und gewährten einen Einblick in ihr Leben. Was kommt nach der Flucht? Der Alltag ist geprägt von Wohnungssuche, Sprachkurs, Jobsuche und dem Versuch, Kontakte zu knüpfen und ein Teil der Gemeinschaft zu werden. Nicht immer gelingt das, wie die Geschichte eines jungen Mannes, der es nicht geschafft hat und aus dem Leben geschieden ist, verdeutlicht.
Nach der Aufführung nutzten viele der 120 Besucher die Gelegenheit, mit dem Regisseur, den Schauspielern und mit den Geflüchteten ins Gespräch zu kommen.
Es war bewegend und allen wurde erneut bewusst, wie wichtig Frieden und Freiheit für unser Zusammenleben sind. Unsere Grundrechte leben und Menschlichkeit praktizieren – das ist unser aller Aufgabe.
Die Mitglieder des Ditzinger Arbeitskreises Asyl bedanken sich sehr herzlich bei der Theatergruppe um Herrn Müller, dem Regisseur des DialogTheater e.V., für die Grußworte von Herrn Oberbürgermeister Makurath und Herrn Pfarrer Plieninger, der evangelischen Gemeinde, die den Gemeindesaal für die Aufführung zur Verfügung gestellt hat und bei allen Helferinnen und Helfern. Wir hoffen, dass die vielen Gäste etwas für sich in den Alltag mitnehmen können.
Ingrid Hermens, Arbeitskreis Asyl Ditzingen